Zum Stammtisch mit Medienvertretern hatten die Liberalen am letzten Donnerstag des Monats August nach Gotha eingeladen. Eine kleine, aber diskussionsfreudige Runde konnte der Kreisvorsitzende Jens Panse im Restaurant "Bellini" begrüßen. Der Gothaer Journalist und stellvertretende Vorsitzende des DJV-Landeverbandes Thüringen, Rainer Aschenbrenner, riet den Liberalen trotz der aktuell schwachen Umfragewerte zu Gelassenheit. Nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag und Landesparlament finde die FDP in den Medien natürlich weniger statt, weil die großen bundespolitischen "Aufregerthemen" fehlten. Das sei ein "normaler Prozess". Kommunale Sachentscheidungen würden mit Namen verbunden, nicht mit Parteien. Deshalb sollte man verstärkt die Personen in den Vordergrund stellen, die künftig bei Wahlen antreten und Debatten zu konkreten Themen anstoßen. "Die Parteiprogramme mögen gut sein, scheinen aber austauschbar und werden daher nicht gelesen." Politische Kommunikation erfolge heute nicht mehr in dem Umfang wie früher über die Tageszeitungen, sondern über viel mehr Kanäle, die es zu bespielen gelte.
"Es ist für mich schon erschreckend, dass die AfD trotz ihrer Außendarstellung in den Umfragen deutlich besser dasteht als die FDP", sagte der TA-Redakteur Peter Riecke. Eine "diffuse Wahrnehmung als Protest und Aufbruch" machte er dafür verantwortlich. Die Liberalen im Kreis hätten in der Vergangenheit schon klare Positionen zu Themen wie Pumpspeicherwerk oder Abschaffung des Religionsunterrichts bezogen. Mit Themen die nicht "Mainstream" seien, generiere man Aufmerksamkeit.
Mike Wündsch verwies darauf, dass in den Medien vor allem Emotionen wahrgenommen würden. Ob positiv - wie bei der Berichterstattung um OB Kreuch im Zusammenhang mit dem Empfang der Queen in Deutschland - oder negative, z. B. "Angst" in der Asyldebatte. "Wir leben im 21. Jahrhundert, haben aber politische Systeme und Gesetze aus dem 18./19. Jahrhundert", stellte Rainer Aschenbrenner fest. Das traditionelle System zerfalle, es gebe keine politischen Massenbewegungen oder Volksparteien mehr, stattdessen bildeten sich kurzzeitige Interessengemeinschaften zu konkreten Themen. Für Parteien würde die Profilbildung immer schwieriger.
Auch sei das Erinnerungsvermögen der Menschen bei erfolgreichen Dingen wie bei der Abschaffung der Praxisgebühr gering, stattdessen hänge der FDP aber noch immer die Mehrwertsteuersenkung für Hotels negativ an, obwohl sie für positive Effekte im Beherbergungsgewerbe gesorgt habe, stellte Jürgen Ehrlich fest. Themen wie Steuersenkung und Entbürokratisierung sind für ihn noch immer aktuelle Themen. Eine ganze Liste von Themen hatte die Journalistin Livia Schilling verifiziert. Von der Gebietsreform über die direkte Bürgerbeteiligung bei kommunalen Entscheidungen, gleiche Rechte für Väter und Mütter bis zur Besserstellung von Familien und Alleinerziehenden.