Gesundheitspolitik
Christian Döbel beim Besuch eines Pflegeheims
Christian Döbel beim Besuch eines Pflegeheims

Der FDP-Ortsvorsitzende von Waltershausen, Christian Döbel, sieht in der Idee des Jenaer Professors Klaus Watzka, Pflegeschulen im Ausland zu errichten, eine völlige Fehlentwicklung der Politik Thüringens. "Unsere gewählten Vertreter handeln scheinbar nach dem Motto: Völlig unerwartet ist Weihnachten", beklagt sich Döbel darüber, dass sich die Krise in der Pflegebranche seit Jahren aufstaut. Die Entwicklung beobachtet er, dessen Frau selbst in der Branche arbeitet, seit Jahren mit großer Sorge. "Aber was sind die Gründe?", fragt sich der promovierte Elektrotechniker.

Erstens stimmen seiner Ansicht nach in vielen Arbeitseinrichtungen die Bedingungen für Frauen, die immer noch einen Großteil des Personals stellen, überhaupt nicht. "Das Schichtmodell ist meist überhaupt nicht mit der Familie vereinbar, das ist für mich der erste Skandal", findet Döbel. "Zu DDR-Zeiten gab es schließlich auch bessere Modelle, insbesondere für Frauen mit kleinen Kindern". Zweitens arbeiten viele Pfleger nur knapp über dem Mindestlohn. "Wer wäscht und lagert tagtäglich zig ältere Menschen allein für vielleicht 9 Euro pro Stunde?" Und als dritten Grund nennt Döbel unser Sozialsystem. Während die Kranken- und die Rentenversicherungen von einer vollständigen Entlastung ihrer Versicherungsnehmer im Krankheits- oder Rentenfall ausgehen, wird die Pflege nur teilweise bezahlt. Das wird über kurz oder lang nach Döbels Ansicht zu einer Zweiklassenpflege führen, wenn der Staat nicht umdenkt.
Deshalb fordert der liberale Kommunalpolitiker dringend, den Pflegeberuf finanziell und arbeitstechnisch weiterzuentwickeln und nicht etwa noch billigere Arbeitskräfte um die halbe Welt zu karren. "Dieser Vorschlag eines Aufbaus einer Billigpflege durch Ausländer ist einfach nur absurd. Wenn die Bedingungen stimmen, ergreifen auch mehr Deutsche diesen Beruf."