Wirtschaft/Bau in Gotha
Jürgen Ehrlich, Stellv. FDP-Ortsvorsitzender
Jürgen Ehrlich, Stellv. FDP-Ortsvorsitzender

Da ist man als schon etwas überrascht, wenn man als Befürworter der Bebauung des Areals Gartenstraße / Moßlerstraße die Schlagzeile "Zweifel am Rahmenplan" liest. Zumal das Foto von D. Bernkopf verdeutlich, in welchem katastrophalen Zustand sich dieser Bereich der Stadt präsentiert. Das Abstimmungsverhältnis mit 17 "Fürsprechern" bei 14 Gegenstimmen und zwei Enthaltungen (wobei dieses Abstimmverhalten zwar demokratisch legitim, aber für mich in diesem Fall unverständlich ist) zeigt, dass der Gothaer Stadtrat wieder einmal sehr "gespalten" ist.

Nun gibt es für jede Entscheidung immer gute und schlechte Argumente.
Ich will mich im Folgenden zu einigen in dieser Zeitung veröffentlichten Argumenten der "Nein - Sager" äußern, da ich denke, dass hier oft Stichhaltigkeit und Substanz fehlt. Die Meinung von Herrn Fundheller (Die Linke), die Verwaltung erfülle die Wünsche des Investors, halte ich für sehr fragwürdig - da fehlt mir einfach der Nachweis. Natürlich musste man sich an den Ideen und Vorgaben des Investors orientieren, denn schließlich finanziert dieser das gesamte Vorhaben, aber letztendlich werden beide Parteien (Investor und Stadt) einen tragfähigen Konsens finden müssen, um sowohl eine betriebswirtschaftlich, aber auch gesellschaftlich tragfähige Lösung zu finden. Dass dies nicht immer funktioniert zeigt im Übrigen die Tatsache, dass der Investor das "Projekt Altstadtgalerie" verworfen hat, nachdem der Stadtrat in der letzten Legislaturperiode Auflagen erteilt hatte, die offensichtlich aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht zu erfüllen waren. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich dieses Szenario nicht wiederholt. Andernfalls bleibt den Bürgern der Stadt Gotha dieser "Schandfleck" sicher noch sehr lange erhalten.

Bärbel Schreyer (Freie Wähler) bezieht sich bei ihrer Argumentation gegen den Rahmenplan auf den im Stadtentwicklungsplan festgeschriebenen Schutz der Altstadt. Mir erschließt sich nicht, weshalb durch die geplante Bebauung des Areals Gartenstraße/ Moßlerstraße die Altstadt plötzlich "ungeschützt" sein soll. Natürlich gibt es auch hier noch viele Freiflächen, verunkrautete Bereiche und Sanierungsbedarf. Aber vielleicht werden im Zusammenhang mit dem immer geringer werdenden Wohnraumangebot Investoren dazu animiert, innerstädtischen Wohnraum in Kombination mit einer geschäftlichen Nutzung zu schaffen. Die Beispiele der Bebauung der Mönchelsstraße und des Brühls zeigen, dass so etwas durchaus funktionieren kann. Zur Auffassung von Herrn Jeron ( Die Piraten), es würden Kunden aus der Stadt "gezogen" fällt mir allerdings nicht viel ein. Man muss, so denke ich, nicht unbedingt kaufmännisch vorgebildet sein, um zu erkennen, dass diese im Vergleich zum "Glitzerpalast" abgespeckte Form der geplanten Bebauung keine Magnetwirkung erzielen wird. Im Gegenteil - die vorgesehenen kostenfreien Parkplätze werden sicher gern von denen genutzt, die den Stadtkern und die innerstädtischen Geschäfte besuchen wollen. In diesem Zusammenhang muss man allerdings vor einem Einkaufsbummel am Samstagnachmittag warnen, weil es auch nach 25 Jahren nicht gelungen ist, einheitliche Öffnungszeiten der Geschäfte zu organisieren. Die Idee der Urbanisierung halte ich für eine schöne Illusion - leider ist dafür weit und breit kein Investor in Sicht und es wird sich so schnell auch keiner finden lassen, zumal die beiden überdimensionalen Wohnblöcke stehen bleiben werden. Abschließend noch einige Bemerkungen zu dem zu erwartenden Verkehrschaos, das von den "Gegnern" des Rahmenplans befürchtet wird. Hier vertraue ich auf die Aussagen der Fachleute, die eine geringfügig größere Belastung prognostizieren. Als Ortskundiger versuche ich diesen Bereich schon heute in den Spitzenzeiten möglichst zu umfahren. Ich denke, dass sich mit intelligenten Ampellösungen auch einiges positiver gestalten lässt. Ein kleiner Trost mag sein, dass ein Verkehrschaos grundsätzlich zu den großen Metropolen dieser Welt gehört - und in dieser Hinsicht sind wir zumindest im Bereich der Gartenstraße wieder einmal auf "Augenhöhe".

Jürgen Ehrlich